Erfahrungen mit Grover / grover.com
Grover verfolgt das Konzept des Vermietens. Anstatt teure Fernseher, Kameras, Smartphones und diverse andere Unterhaltungselektronik zu kaufen, bietet grover.com ein Verleihmodell, mit dem das Berliner Unternehmen, das mittlerweile international vertreten ist, um die Gunst der potentiellen Kundschaft buhlen möchte. Unsere Erfahrungen mit Grover möchten wir hier teilen. Alles zur Grover Bonitätsprüfung, der Miete und zum Kauf. Hält das Unternehmen, was es verspricht?
Inhaltsverzeichnis
- Mieten bei Grover
- Grover Bonitätsprüfung
- Lieferung & Versand
- Bei Grover kaufen
- Fazit – Erfahrungen mit Grover
Mieten bei Grover
Es klingt so vielversprechend. Bei Grover lassen sich kostspielige Geräte zu einem monatlichen Tarif verhältnismäßig preiswert mieten. Die Geräte können jederzeit wieder zurückgeschickt werden. Ein Miet- oder Kaufzwang und eine Mindestlaufzeit bestehen dadurch nicht. Grover nennt das „Pay-as-You-Go“. Nach der Bestellung ist man Teil der „Switching Economy“.
Die gesamte Abwicklung erfolgt über grover.com/de-de/ (früher getgrover.com). Allerdings kooperiert Grover auch mit Partnern und ermöglicht den Verleih von Geräten auch in ausgewählten Einzelhandelsgeschäften.
Eine spiegellose Kamera für den Urlaub? Ein Ipad zum Arbeiten? Die Produkte müssen nicht immer direkt gekauft werden – vor allem, wenn der potentielle Käufer vorab weiß, dass er die Geräte nur für einen bestimmten Zeitraum benötigt. Daher klingt das Mietkonzept, wie es Grover verfolgt, extrem interessant.

Der Kunde leiht sich verschiedene Geräte und zahlt einen monatlichen Obolus. Bezahlt wird erst dann, wenn die Lieferung genehmigt und erfolgt ist. Jederzeit ist ein Kauf der Geräte möglich.
Wir haben den Test gemacht und uns ein Ipad Pro geliehen. Zuzüglich Versand liegt der Mietpreis für den ersten Monat bei etwa 65 €. Im zweiten Monat reduziert sich der Preis um 5 €, da keine Versandkosten mehr anfallen.
Grover Bonitätsprüfung
Bevor es zu einer Miete kommt, führt Grover einen kurzen Check im Hintergrund durch. Grover nennt diese Bonitätsprüfung auch „Credit Check“. Infolge dieser Hintergrundprüfung fragt Grover die Daten des Kunden über CRIF Bürgel und die Schufa ab. In den Niederlanden erfolgt die Prüfung über „Experian“. Daher ist es immens wichtig, dass die Daten korrekt hinterlegt werden. Sollte die Prüfung scheitern und Grover einen negativen Daten- oder Credit-Check erhalten, findet keine Miete statt. In der Regel dauert die Grover Bonitätsprüfung nur ein paar Sekunden/Minuten – höchstens jedoch einen Werktag. Bei einer Negativprüfung meldet sich Grover mit den weiteren Schritten beim Kunden.
Lieferung & Versand
Grover akzeptiert Zahlungen per PayPal und Kreditkarte (Visa oder MasterCard). Andere Bezahloptionen sind nicht verfügbar. Allerdings deckt PayPal die beliebtesten Zahlungsmethoden bereits ab.
Für die Lieferung innerhalb Deutschlands berechnet Grover eine Versandkostenpauschale in Höhe von 4,95 €. Der Rückversand ist kostenlos. Ein Etikett für den Rückversand lässt sich über einen Link im Kundenkonto erstellen.
Den Auftrag zu unserem IPad Pro haben wir am 12. Dezember 2017 an Grover geschickt. Grover gibt eine Versanddauer von 3 und 7 Werktagen an. Dass eine Lieferung bis zu 7 Werktage in Anspruch nehmen kann, ist im Grunde bereits unzumutbar. Jeder Online-Shop bietet mittlerweile Same-Day-Lieferungen an oder liefert die Ware innerhalb von 2 Werktagen. Natürlich können unvorhergesehene Ereignisse auch dazu führen, dass eine Lieferung länger dauert. Aber selbst zum Weihnachtsgeschäft schaffen es die meisten Unternehmen, ein Produkt innerhalb der nächsten zwei Tage zu liefern.
Die Lieferung des Produkts erfolgte letzten Endes am 28. Dezember 2017. Der Bitte um eine Stornierung der Bestellung ging Grover nicht nach. Eine Nachricht bleibt man uns noch schuldig. Immerhin ist das Ipad Pro in einwandfreiem Zustand. Ob es neu oder nur neuwertig ist, lässt sich anhand des Zustandes nicht feststellen.
Dass es von der Bestellung bis hin zur Lieferung hin und wieder etwas länger dauern kann, ist kein Problem, wenn Grover mehr Transparenz zeigte. Im „Grover Bestellablauf“ heißt es wortwörtlich: „In den meisten Fällen erhältst du deine Bestellung innerhalb von 7 Werktagen. Selten kann es jedoch vorkommen, dass es unerwartet etwas länger dauert, zum Beispiel wenn viele Kunden das gleiche Produkt gleichzeitig bestellen! Sei dir jedoch sicher: In diesem Fall melden wir uns bei dir und wir finden sicherlich eine zufriedenstellende Lösung.“ Offensichtlich fehlt es an der nötigen Einstellung, die eigenen Richtlinien auch umzusetzen. Weder hat sich Grover bei uns gemeldet, noch erwarten wir eine zufriedenstellende Lösung. Ein Hinweis per E-Mail hätte vollkommen ausgereicht. Stattdessen schweigt Grover.
Bei Grover kaufen
Neben einer Mietoption, lassen sich die von Grover zur Verfügung gestellten Produkte auch kaufen. Der Kunde kann das Produkt jederzeit kaufen. Das heißt, gefällt Ihnen das Produkt so gut, dass Sie es umgehend über Grover kaufen möchten, zahlen Sie die UVP (unverbindliche Preisempfehlung) vom Hersteller. Haben Sie zuvor bei Grover ein Produkt gemietet, verfügen Sie über sogenannte „Grover Credits“. Damit möchte sich Grover für Ihre Treue bedanken.
Doch was anfänglich gut aussieht, entpuppt sich schnell als ziemlich mieser Deal. Für einen Otto Normalverbraucher lohnt sich die Kaufoption nicht. Bis auf sehr wenige preisstabile Produkte ist nahezu jedes technische Gerät nach kurzer Zeit deutlich unter der UVP verfügbar. Darüber hinaus erhalten Sie durch die „Grover Credits“ nur einen Preisnachlass von 30% auf die bereits gezahlte Miete.

Ebenfalls unsinnig: Wenn Sie ein Produkt so lange mieten, bis Sie die UVP erreicht haben, und zahlen für drei weitere Monate die Miete, gehört Ihnen das Produkt umgehend. Dadurch zahlen Sie letzten Endes ordentlich drauf. Eine wirkliche Option stellt die Kaufoption dadurch nicht dar.
Dazu kommt, dass Sie sehr wahrscheinlich keine Neuware erhalten. Grover bezeichnet die Produkte selbst als „so gut wie neu“. Demnach zahlen Sie entweder die UVP vom Hersteller oder einen Preis, der deutlich über der UVP liegt. Dafür erhalten Sie voraussichtlich nicht einmal ein neues Gerät. In den Ladengeschäften erhalten Sie laut Grover ein „brandneues“ Produkt.
Fazit – Erfahrungen mit Grover
Ein hippes Berliner Startup. Mitarbeiter mit trendigen Frisuren. „Alternatives“ so weit das Auge reicht. Wahrscheinlich befinden sich im Berliner Headquarter auch noch Kickertische für den Spaß neben der Arbeit. Sitzbälle sorgen für einen gesunden Rücken und der Chef hält jeden Morgen eine motivierende Ansprache. Vielleicht sieht es auch komplett anders aus. Bei unserem Test macht Grover jedenfalls nicht die beste Figur.
Offensichtlich hat Grover dasselbe Problem wie schon andere Startups davor: Während das Verschicken von Newslettern noch möglich ist, wird das Kerngeschäft irgendwie am Rande betrieben. Die Produkte sollen geliefert werden. Nichts anderes möchte der Kunde. Anstatt sich auf das Geschäft zu konzentrieren, verlieren sich viele Startups im Marketing. Wenn es Grover nicht einmal gelingt, die Ware (rechtzeitig) zu liefern, bringt die beste Newsletterkampagne nichts. Am Ende bleibt der verärgerte Kunde.
Ein ähnliches „Luxusproblem“ hatte damals Modomoto. Nach einer intensiven Berichterstattung im Fernsehen, erhielt das Berliner Startup, das individuelle Modeboxen für den Mann zusammenstellt, zahlreiche Bestellungen. Die Lieferungen dauerten zu diesem Zeitpunkt mehrere Wochen. Dieses Problem plagt Grover wohl nicht. Nichtsdestotrotz stellt sich die Frage, in welche Bereiche die Millionen Euro, die in Grover investiert werden, eigentlich hineinfließen? In die Infrastruktur, das Krisenmanagement, den Kundensupport und die Website wohl nicht.

Vieles mag mit dem Weihnachtsgeschäft zu tun haben. Das stellen wir auch nicht infrage. Der Kunde sollte davon allerdings erfahren – und nicht nur in Form eines kaum erkennbaren Balkens auf mobilen Endgeräten. Außerdem sollten Angaben bei den Produkten unbedingt eingehalten werden. Wenn Grover bei den Produkten angibt, dass diese innerhalb von sieben Werktagen beim Kunden sein sollen, dann müssen diese innerhalb von sieben Werktagen beim Kunden ankommen. Alles andere ist inakzeptabel. Noch viel schlimmer wiegt die Tatsache, dass nach der ersten Anfrage offensichtlich gar nicht mehr auf E-Mails reagiert wird. Nach den bereits verstrichenen sieben Werktagen hat uns die Neugierde gepackt: „Hat uns Grover vergessen?“ Der freundliche Mitarbeiter im Support hat uns auf Anfrage mitgeteilt, dass unser IPad voraussichtlich innerhalb der nächsten drei Werktage verschickt wird. Nach diesen drei Werktagen tat sich allerdings auch nichts.
Es fehlt offensichtlich noch an den Kompetenzen, um mit dem Weihnachtsgeschäft vernünftig umzugehen. Ausschließlich auf Mobilgeräten erschien ein Hinweis, dass eine Lieferung vor Weihnachten nicht mehr möglich sei. Zwei Tage vor Heiligabend (ein Sonntag), ist das durchaus nachvollziehbar. Nicht aber zwei Wochen vor Weihnachten. Der Kunde wird hier in die Pflicht genommen, und muss erst nachfragen, wo die bestellten Artikel bleiben. Wenn er Glück hat, erhält er eine Antwort.
Wenigstens zieht Grover nicht vor Versand der Produkte das Geld ein. Der Betrag wird lediglich geblockt.
Grover macht es Kunden unnötig schwer zu stornieren. Diese Möglichkeit gibt es nämlich gar nicht erst. Laut den AGB lassen sich bestellte Artikel erst nach einer Frist von 4 Wochen stornieren. Währenddessen tappt der Kunde im Dunkeln. Bekommt er sein Produkt noch? Wenn ja, wann erfolgt die Lieferung?
Geben wir Grover noch eine Chance? Ja. Allerdings müssen sich dafür einige Dinge ändern. Der Kunde ist König und sollte nicht im Regen stehen gelassen werden. Der Kunde wünscht sich mehr Transparenz. Es sollte die Möglichkeit geben, direkt im Dashboard eine Bestellung zu stornieren. Vier Wochen auf ein Produkt zu warten, um es dann doch nicht zu bekommen, ist keine akzeptable Lösung.
Kommunikation und Transparenz sind das A und O. Die Lieferzeiten sollten eingehalten werden. Ist das einmal nicht der Fall, dann sollte der Kunde davon erfahren. Unsere anfänglichen Erfahrungen mit Grover sind demnach nicht die Besten, aber sobald all diese „Kinderkrankheiten“ ausgemerzt sind, steht einer weiteren Bestellung nichts mehr im Wege.
- Günstige Mietoption
- Große Auswahl an Produkten
- Kooperation mit MediaMarkt & anderen Händlern
- Freundlicher Support (wenn geantwortet wird)
- Lange Lieferzeiten
- Kaufoption zu kostspielig
- Undurchsichtige AGB
- Keine Möglichkeit, im Kunden-Dashboard Bestellungen zu stornieren



Kommentare