„The Hunt for Gollum: Film im „Herr der Ringe“-Universum und warum ich nichts davon halte
Andy Serkis gibt Pläne zu einem neuen Film im „Herr der Ringe“-Universum bekannt: „The Hunt for Gollum“. Über zwanzig Jahre nach der Kinopremiere von „Die Gefährten“ kündigen sich am Horizont der Fantasy-Welten neue Wolken an: Ein frischer „Herr der Ringe“ Film ist in Planung. Die Architekten dieses Vorhabens – Peter Jackson, Fran Walsh und Philippa Boyens, unterstützt durch Andy Serkis als Regisseur – möchten erneut in das reiche Universum von Mittelerde eintauchen. Doch als eingefleischter Fan der Filme frage ich mich: „Kann das gut gehen?“
Als ich das erste Mal vom neuen „Herr der Ringe“-Film erfuhr, dachte ich an einen Scherz. Warum eine abgeschlossene Trilogie unnötig in die Länge ziehen und mit einem Prequel oder Spin-off das Erbe der Filme womöglich beschmutzen? Der nächste Gedanke war: „Der Titel kommt mir erstaunlich bekannt vor“. Die Filmemacher und -macherinnen um Fran Walsh, Philippa Boyens und Peter Jackson haben sich am Titel des seit 2009 verfügbaren Fanfilms „The Hunt for Gollum“ bedient.
Die Gefahr einer neuen Besetzung
Das Vorhaben, neue Schauspieler in die Fußstapfen ikonischer Charaktere treten zu lassen, schürt extremes Unbehagen. Ähnliche Experimente in anderen Filmen und Serien haben gezeigt, dass dies selten ohne Einbußen in der charakterlichen Tiefe und der emotionalen Bindung zum Publikum abläuft. Um bei „Der Herr der Ringe“ zu bleiben: Amazon zeigt dieses Vorgehen mit „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ auf dem hauseigenen Streamingdienst Amazon Prime Video. Trotz des zeitlichen Unterschieds zu anderen Filmen, der die Veränderung der Darsteller von Galadriel und Elrond erklären könnte, fällt es schwer, echte Empathie für diese Charaktere zu entwickeln.
Andere Schauspieler in bekannten Rollen hinterlassen immer einen faden Beigeschmack. Das war schon bei einem meiner Lieblingsfilme – „Zurück in die Zukunft“ – der Fall. Die Filmemacher sollten immer versuchen, bekannte Schauspieler in ihren ikonischen Rollen unterzubringen – oder sie komplett aus dem Drehbuch streichen. Ein harter Cut ist meist die bessere Wahl. Daher müssen, sollten Charaktere aus der „Herr der Ringe“- oder der „Hobbit“-Trilogie im neuen Film auftauchen, unbedingt die bekannten Schauspieler in ihre Rollen schlüpfen. Alles andere wäre ein Frevel.
Das Besetzen anderer Schauspieler in bekannten Rollen muss nicht zwangsläufig zu einem schlechten Film führen. Die „Herr der Ringe“-Reihe von Peter Jackson ist jedoch einzigartig, da sie dauerhafte Freundschaften geschaffen hat, die über zwanzig Jahre nach der Premiere von „Die Gefährten“ weiterhin Bestand haben.
Tiefere Bedenken
Und dennoch: Die Ankündigung, dass der neue Film unter dem Titel „The Hunt for Gollum“ erscheinen soll, klingt für mich weniger nach einer Hommage als vielmehr nach einem Unterfangen, das Potenzial für kreative Entgleisungen birgt. Bereits die „Hobbit“-Filme, trotz ihrer visuellen Pracht, haben es nicht geschafft, an den Charme und die epische Erzählkraft der ursprünglichen Trilogie anzuknüpfen. Die Leidenschaft fehlte. Dass die Produzenten mit dem ungeplanten dritten Film den Fans keinen Gefallen taten, hat nicht zur Popularität der „Hobbit“-Trilogie beigetragen.
Deshalb, und das trotz der eingebundenen Talente von Jackson, Serkis und Co., bleibt eine tiefe Skepsis: Wird dieses neue Kapitel wirklich die Erwartungen erfüllen, oder verirrt es sich in den Schatten eines zu groß gewordenen Erbes? Nur die Zeit wird zeigen, ob dieses kühne Projekt den Geist von Mittelerde würdigt oder seine Magie verwässert.
The Hunt for Gollum – 2009 oder 2026?
Bereits vor der Veröffentlichung hat das Studio hinter „Der Herr der Ringe“ einen immensen Shitstorm erfahren, weil „The Hunt for Gollum“, ein Fanfilm von 2009, durch Warner nach einer Urheberrechtsbeschwerde auf YouTube entfernt wurde. Mittlerweile steht der Film wieder zur Verfügung. Was genau erwartet Warner? Natürlich gibt es einen Shitstorm sondergleichen, wenn man a) den Filmtitel von „The Hunt for Gollum“ annektiert und b) diesen zusätzlich aus dem Netz entfernen lässt. Eine funktionierende PR-Abteilung täte Warner gut.
Allerdings wäre ich nicht sonderlich erstaunt, wenn sich der Filmtitel zum anvisierten Kinostart im Jahr 2026 noch ändert. In der Vergangenheit gab es einige Filme, die kurz vor der Kinopremiere umbenannt wurden – auch wenn es oftmals nur den deutschen Titel betraf. Eine kleine Anpassung musste sogar Smaugs Einöde erfahren. Der Film sollte zuvor als „Der Hobbit: Die Einöde von Smaug“ in die Kinos gelangen.
So oder so: Obwohl ich keine Freudensprünge mache, so ist es dennoch schön, die alte Mannschaft um Andy Serkis, Peter Jackson, seine Frau Philippa Boyens und Fran Walsh wieder zu sehen – viele hinter, aber einige auch vor der Kamera. Mit Viggo Mortensen hat bereits ein bekannter Schauspieler aus der Trilogie sein Interesse bekundet. Ob wir Aragorn in „The Hunt for Gollum“ wiedersehen werden?
Eventuell ist das Projekt dank Peter Jackson, Andy Serkis und den Drehbuchautoren und Produzenten von der „Herr der Ringe“-Trilogie doch nicht von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Immerhin dürfte dieser Personenkreis dafür sorgen, dass der Film authentisch und kohärent zum Rest der Filme in Erscheinung tritt. Allerdings besteht auch die Möglichkeit, dass diese Kreativen durch ihren Wunsch, neue Perspektiven zu erkunden und innovative Wege zu beschreiten, das Projekt in eine völlig andere Richtung lenken. Persönlich bevorzuge ich eine Rückkehr zu den Wurzeln der ersten drei Filme.
Quintessenz
Trotz meiner anfänglichen Zurückhaltung gegenüber der Ankündigung von „The Hunt for Gollum“ bin ich offen dafür, Peter Jackson und Andy Serkis erneut ins Mittelerde-Universum zu folgen. Der Film ist für 2026 geplant, was mir genügend Zeit gibt, mich von der Überraschung zu erholen, die Anduril-Replik hinter mir zu würdigen und mich auf einen möglicherweise großartigen Film einzustellen. Wenn der Film wie geplant erscheint, werden wir sehen, ob meine Bedenken unbegründet waren.
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