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Blu-ray Produktion findet ihr Ende: Ein Kommentar

Sony will die Produktion von Blu-ray-Medien sukzessive einstellen. Noch fehlen die Details. Aber schon jetzt können wir euch sagen: Viel Lärm um nichts.

Im Laufe der letzten 20 Jahre hat sich die Film- und Vertriebslandschaft verändert. Die Blu-ray Disc behauptete sich, trotz offensichtlicher Nachteile, gegen die HD-DVD. Nachdem sich Warner dazu entschieden hat, auch aufgrund des Drucks von außen, Filme und Serien exklusiv nur noch auf Blu-ray anzubieten, war es um die HD-DVD geschehen.

Das liegt schon einige Jahre zurück. Danach belieferten Vertriebe wie Warner, Universal Pictures Home Entertainment (UPHE) und Paramount sowie Sony Pictures Home Entertainment (im Kollektiv auch als Majors oder Major Studios/Vertriebe bekannt) Groß- und Einzelhändler mit neuen Blu-ray- und 4K-Filmen. Die Technik war und ist atemberaubend – vor allem mit High Dynamic Range, Dolby Atmos, Auro-3D oder DTS:X. Viele kleine Indie-Labels kamen dazu und veränderten die Art und Weise, wie Filme ihren Weg in das Heimkino fanden.

Heutzutage sieht die Vertriebslandschaft etwas anders aus. Die Major Studios lagern den Vertrieb zunehmend an kleinere, deutsche Vertriebe aus. Der Konsument bekommt davon wenig mit. Tatsächlich lassen sich kaum nennenswerte Einbußen erkennen – mal von der schlechten Kommunikation zwischen Studios/Vertrieben und Journalisten abgesehen.

Das Ende der Blu-ray Disc?

Nach dieser Frage lässt sich die Uhr stellen. Sie kommt jedes Jahr und lässt sich in jedem Jahr mit einem klaren Nein beantworten. Dabei könnte der Artikel, der zuerst auf AV Watch erschienen ist, darauf hindeuten. Tatsächlich ist hier aber von einem anderen Ende die Rede: Die Produktion von wiederbeschreibbaren Blu-ray Discs wird von Sony Japan aller Voraussicht nach im Jahr 2025 eingestellt. Welche Auswirkungen hat das auf Filmfans? Keine.

Blu-ray-Produktion für BD-RE Rohlinge eingestellt

Wie die japanischen Kollegen von AV Watch nun in Erfahrung gebracht haben wollen, möchte sich Sony neu aufstellen und die Produktion von wiederbeschreibbaren Medien wie der BD-RE sukzessive einstellen. Das Geschäft lohne sich nicht mehr, gibt Sony zu verstehen. Daher soll ein Werk in Tagajo City, Präfektur Miyagi, geschlossen werden.

Das betrifft aktuellen Informationen zufolge Produkte wie die BD-RE SL (Single Layer – 25 GB), BD-RE DL (Double Layer – 50 GB), BD-RE XL (BDXL) (Triple Layer – 100 GB) und die BD-R XL (BDXL) (vier Layer – 128 GB). Wenn ihr nicht dem Authoring-Hobby leidenschaftlich nachkommt, dann dürftet ihr von dieser Änderung nicht besonders viel mitbekommen.

Blu-ray Disc Logo 1
Blu-ray Disc Logo

Das Blu-ray Authoring, insbesondere für Privatanwender, ist unattraktiv geworden. Früher habe ich solche Programme (siehe auch Scenarist und CyberLinks PowerDirector) genutzt, um meine selbst gedrehten Urlaubsvideos auf Blu-ray Disc zu bannen. Unterlegt mit (animierten) Menüs oder Videos, haben solche Inhalte damals viel hergemacht. Das ist weitestgehend in Vergessenheit geraten – spätestens seit der Einführung ultrahochauflösender Medien wie der Ultra HD Blu-ray Disc und dem 4K-Video-Streaming verliert die Blu-ray als Daten- und Videospeicher an Attraktivität.

Heute legt man sich digitale Kopien an, lädt diese in die Nextcloud-Instanz hoch und ruft sie bei Bedarf ab. Das (private) Blu-ray- und DVD-Authoring ist dadurch ins Hintertreffen geraten. Dabei handelt es sich meinem Verständnis nach um eine Kunstform, die ihresgleichen sucht. Diese Kunstform verliert leider auch bei großen Vertrieben zunehmend an Bedeutung. Hier bedient man sich stattdessen statischer Menüs, die dem Künstler nicht mehr viel Können abverlangen und die künstlerische Freiheit einschränken.

Unterschied BDXL und Ultra HD Blu-ray

Obwohl häufig anders geschildert, bedient sich die BDA (Blu-ray Disc Association) bei der Ultra HD Blu-ray Disc nicht des BDXL-Formats. In einem Whitepaper zur Blu-ray Disc heißt es wie folgt:

The liner density of 66 GB DL and 100 GB TL ROM disc is same as that of 100 GB BDXL™. 50GB Ultra HD Blu-ray™ disc cannot be played back by the players designed with Blu-ray Disc™ Read-Only format (2K/HD) specified in Mar. 2011 because of incompatibility of video coding methods, content protection systems, Disc Information, etc..

Stattdessen handelt es sich bei der BDXL um ein eigenständiges Format, obgleich dieses bei vier Layern ebenfalls ein Datenvolumen von 128 GB aufweist. Die BDA erwähnt mit keinem Wort, dass es sich bei der Ultra HD Blu-ray um das BDXL-Format handelt.

In BDXL™ formats the capacity per layer is raised up to 33.4 GB or 32.0 GB only by increasing the linear density. As a result, in BDXL™, the Inter-Symbol Interference (ISI) of the readout signal becomes much stronger compared to the prior format that allows just 25 GB per layer. Therefore the readout signal processing needs to be improved. Also, the prior signal quality evaluation method using the Limit Equalizer technology has turned out to be no longer applicable.

Sony Japan strukturiert sich um

Der wichtigste Full-Service-Anbieter in diesem Segment (Replikation und Distribution) ist Sony DADC im schönen österreichischen Thalgau. Die Werke in Salzburg habe ich in meiner Zeit als Journalist besucht und durfte mich vor Ort mit dem Fertigungsprozess vertraut machen – von der digitalen Authoring-Kontrolle bis zur Fertigung von Blu-ray Discs und ihren Verpackungen.

Bei Sony Japan sieht das den derzeitigen Informationen zufolge etwas anders aus. Tatsächlich wird nur in einem Nebensatz erwähnt, dass „professionelle Discs für die Videoproduktion“ ebenfalls der Neuausrichtung von Sony zum Opfer fallen. Wie hoch der prozentuale Anteil dieser Discs gemessen an der Produktionskapazität des Werks ist, und ob die Replikation und Distribution von Blu-ray- und Ultra-HD-Filmen damit gemeint ist, ist unbekannt.

Im Jahr 2011 war das Sony-Werk in Tagajo City vom schweren Tōhoku-Erdbeben betroffen, durch das schwere Tsunami-Wellen entstanden, die Hunderte Quadratkilometer überfluteten und Tausende von Toten forderten. Dadurch kam es auch zu einigen Wochen Verzögerung bei der Produktion im Sony-Werk.

Fazit: Das Ende der Blu-ray-Produktion?

So lange es noch Käufer gibt, die ihre Lieblingsfilme auf physischen Bildtonträgern besitzen und ins Regal stellen möchten, ist das Ende des Blu-ray-Mediums noch weit entfernt. Aktuell sind es vor allem Universal Pictures und die deutschen Labels, die uns mit Blu-ray Discs und Ultra HD Blu-rays versorgen. Diese werden von Sony DADC mit den „blauen“ Scheiben versorgt.

Ich kann und möchte mir nicht vorstellen, dass die Filmfans da draußen Klassiker wie „Zurück in die Zukunft“, „Indiana Jones“ und „Forrest Gump“ (die Filme meiner Kindheit) im Stream bevorzugen, denn unser Eigentum ist das nicht.

Zum Binge-Watching und für exklusive Streams ist Streaming, trotz ständiger Preiserhöhungen, ganz nett, aber meine Lieblinge möchte ich physisch besitzen und präsentieren können. Es hat einen besonderen Reiz, die Sammlung von DVDs, Blu-rays und Ultra HD-Filmen zu besitzen, die man stolz in einem Regal ausstellen kann. Diese physische Präsenz verleiht den Filmen einen Wert, den digitale Streams einfach nicht bieten können.

Die Haptik, das Coverdesign und die Möglichkeit, den Film jederzeit ohne Internetverbindung ansehen zu können, sind unschlagbare Vorteile für die Blu-ray und Ultra HD Blu-ray. Darüber hinaus verfügen viele DVDs und Blu-rays über Bonusmaterial, das in Streams oft nicht enthalten ist — ob Behind-the-Scenes, Regisseurkommentare oder geschnittene Szenen. All diese Aspekte machen das physische Medium für wahre Filmfans unverzichtbar.



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