VistaVision (Film)
VistaVision bezeichnet ein Breitbildformat für Kinofilme, das Paramount Pictures in den 1950er Jahren entwickelte. Dieses Verfahren verwendet 35mm-Film, dreht ihn jedoch um 90 Grad und transportiert ihn horizontal durch die Kamera. Dadurch entsteht ein Bild, das doppelt so breit ist wie bei herkömmlichen 35mm-Aufnahmen.
Die Technik ermöglicht eine höhere Bildauflösung und bessere Bildqualität auf der Leinwand. VistaVision kam erstmals 1954 bei dem Film „White Christmas“ zum Einsatz. Das Format etablierte sich schnell als Alternative zu anderen Breitbildverfahren wie CinemaScope. Heute nutzen Filmemacher VistaVision hauptsächlich für Spezialeffekte und hochwertige Produktionen.
Technische Grundlagen des VistaVision-Verfahrens
Das VistaVision-System basiert auf einer horizontalen Filmführung durch die Kamera. Während Standard-35mm-Film vertikal läuft, transportiert VistaVision den Film seitlich. Diese Anordnung verdoppelt die verfügbare Bildfläche pro Frame. Jedes Einzelbild nutzt acht Perforationslöcher statt der üblichen vier.
Die Kamera nimmt Bilder im Seitenverhältnis 1.66:1 auf. Bei der Projektion kann das Material auf verschiedene Formate angepasst werden. Kinobesitzer können es als 1.33:1, 1.66:1 oder 1.85:1 zeigen. Diese Flexibilität machte das VistaVision Breitbildformat für Filmverleiher attraktiv.
Das Verfahren erzeugt schärfere Bilder als andere Breitbildformate der damaligen Zeit. CinemaScope verwendete anamorphe Linsen, die das Bild komprimierten und später wieder dehnten. VistaVision verzichtet auf diese Kompression und behält die natürliche Bildschärfe bei. Das größere Bildformat minimiert die Kornstruktur des Films erheblich.
Entstehung als Antwort auf das Fernsehen
Paramount Pictures führte VistaVision 1954 als Antwort auf den Erfolg von CinemaScope und die wachsende Bedrohung durch das Fernsehen ein. Das Studio wollte ein eigenes Breitbildformat etablieren, das technisch überlegen war. Die Filmindustrie suchte nach Wegen, Zuschauer zurück ins Kino zu locken.
CinemaScope und Cinerama boten bereits spektakuläre Breitbilderlebnisse, hatten aber technische Nachteile. Cinerama benötigte drei Projektoren und gekrümmte Leinwände. CinemaScope litt unter Randverzerrungen durch anamorphe Linsen. Das VistaVision Breitbildformat bot eine elegante Lösung ohne diese Probleme.
Der erste VistaVision-Film – „White Christmas“ – mit Bing Crosby wurde ein großer Erfolg. Paramount produzierte bis 1961 über 60 Filme in diesem Format. Bekannte Produktionen umfassen „Die Zehn Gebote“, „Vertigo“ und „Der unsichtbare Dritte“. Alfred Hitchcock nutzte das Format regelmäßig für seine Filme.
Das Format erreichte seinen Höhepunkt in den späten 1950er Jahren. Dann begannen die Produktionskosten zu steigen, da spezielle Kameras und mehr Filmmaterial nötig waren. Paramount stellte die reguläre VistaVision-Produktion 1961 ein.
Renaissance durch Star Wars und Industrial Light & Magic
VistaVision erlebte in den 1970er Jahren eine Renaissance durch Industrial Light & Magic. George Lucas‘ Spezialeffekt-Studio nutzte das Format für die visuellen Effekte der „Star Wars“-Trilogie. John Dykstra entwickelte das motion-control-System „Dykstraflex“, das VistaVision-Kameras mit Computern verband.
Die höhere Auflösung ermöglichte bessere Composite-Aufnahmen und Miniatureffekte. Mehrere Ebenen visueller Effekte konnten kombiniert werden, ohne dass die Bildqualität zu stark litt. Das war entscheidend für die spektakulären Raumschlachten in „Star Wars“.
Das System half dem Film, den Oscar für beste visuelle Effekte zu gewinnen. Die ursprüngliche Dykstraflex-Ausrüstung steht heute im Academy Museum of Motion Pictures in Los Angeles. VistaVision etablierte sich als Standard für Spezialeffekte in Hollywood.
Christopher Nolan verwendete VistaVision-Kameras für „The Dark Knight“ und „The Dark Knight Rises“, um Szenen zu ergänzen, für die nicht genügend IMAX-Kameras verfügbar waren. Das Format bietet ähnliche Vorteile wie IMAX, aber mit Standard-35mm-Film.
Moderne Anwendung und Der Brutalist
Heute verwenden Filmemacher VistaVision hauptsächlich für Spezialeffekte und IMAX-Produktionen. Ein bemerkenswertes Beispiel ist Brady Corbets Film „Der Brutalist“ aus dem Jahr 2024 mit Adrien Brody in der Hauptrolle. Der Film erhielt zehn Oscar-Nominierungen und nutzte VistaVision bewusst für die Darstellung monumentaler Architektur.
Kameramann Lol Crawley erklärte die Wahl des Formats mit den spezifischen Anforderungen der brutalistischen Architektur. VistaVision ermöglicht längere Brennweiten ohne Weitwinkelverzerrung. Diese Eigenschaft war entscheidend für die Aufnahmen der imposanten Gebäude im Film.
Das Format passte perfekt zur zeitlichen Einordnung von „Der Brutalist“, der von den 1940er bis 1980er Jahren spielt. VistaVision war in dieser Epoche ein wichtiges Kinoformat. Corbet und Crawley kombinierten es mit anderen Formaten wie 16mm und Standard-35mm.
Paul W. Andersons Film „One Battle After Another“ aus dem Jahr 2025 wurde ebenfalls teilweise in VistaVision gedreht. Leonardo DiCaprio spielt darin einen Vater, der vor 16 Jahren ICE-Häftlinge befreite und nun Rache fürchtet. Die Produktion nutzte das Format für spektakuläre Actionsequenzen.